10-Punkte-Plattform und Programm der Black Panther Party, Oktober 1966

Was wir wollen und woran wir glauben

10-Punkte-Plattform und Programm der Black Panther Party, Oktober 1966


  1. Wir wollen Freiheit. Wir wollen die Macht, das Schicksal unserer schwarzen Community selbst zu bestimmen. Wir glauben, daß die Schwarzen nicht frei sein werden, bis wir über unser Schicksal selbst bestimmen können.

  2. Wir wollen Vollbeschäftigung für unser Volk. Wir glauben, daß die US-Regierung dafür verantwortlich und dazu verpflichtet ist, jedem Menschen Arbeit und ein garantiertes Einkommen zu verschaffen. Wir glauben, daß, wenn die weißen amerikanischen Unternehmer keine Vollbeschäftigung erreichen, ihnen dann die Produktionsmittel genommen und in Community-Eigentum überführt werden sollten, so daß die Leute der Community sich organisieren und ihrem ganzen Volk Arbeit und einen hohen Lebensstandard schaffen können.

  3. Wir wollen, daß dem Ausrauben unserer schwarzen Community durch die Kapitalisten ein Ende gesetzt wird. Wir glauben, daß diese rassistische Regierung uns ausgeraubt hat und fordern nun unsere überfälligen Schulden von vierzig Acres (ca.162 qkm, d.Ü.) und zwei Maultieren ein. Vierzig Acres und zwei Maultiere waren vor 100 Jahren als Wiedergutmachung für die Sklavenarbeit und den Massenmord an Schwarzen versprochen worden. Wir akzeptieren die Zahlung in Geld, das an unsere vielen Communities verteilt werden wird. Die Deutschen sind nun dabei, die Juden in Israel wegen des Völkermords am jüdischen Volk zu unterstützen. Die Deutschen ermordeten sechs Millionen Juden. Die amerikanischen RassistInnen waren an der Abschlachtung von über fünfzig Millionen Schwarzen beteiligt. Wir sind daher der Ansicht, daß unsere Forderung bescheiden ist.

  4. Wir wollen angemessene, menschenwürdige Wohnungen. Wir glauben, daß, wenn die weißen Hausbesitzer unserer schwarzen Community keine angemessenen Wohnungen geben, die Wohnhäuser und das Land dann in Kooperativen umgewandelt werden sollten, so daß unsere Community, mit Hilfe der Regierung, angemessene Wohnungen für ihre Menschen bauen und schaffen kann.

  5. Wir wollen eine Schulbildung für unser Volk, die die wahre Natur dieser dekadenten amerikanischen Gesellschaft offenlegt. Wir wollen eine Schulbildung, die uns unsere wahre Geschichte und unsere Rolle in der gegenwärtigen Gesellschaft lehrt. Wir glauben an ein Bildungssystem, das unserem Volk ein Bewußtsein von sich selbst gibt. Wenn ein Mensch kein Bewußtsein von sich und seiner Position in der Gesellschaft und der Welt hat, dann hat er wenig Chancen, einen Bezug zu anderen Dingen zu entwickeln.

  6. Wir wollen, daß alle Schwarzen vom Militärdienst ausgenommen werden. Wir glauben, daß Schwarze nicht dazu gezwungen werden sollten, in der Armee zu kämpfen, um ein rassistisches System zu verteidigen, das uns selbst nicht beschützt. Wir werden andere People of Color nicht bekämpfen und töten, die, wie die Schwarzen, Opfer der weißen, rassistischen Regierung Amerikas sind. Wir werden uns selbst gegen die Macht und Gewalttätigkeit der rassistischen Polizei und des rassistischen Militärs schützen, mit allen notwendigen Mitteln.

  7. Wir wollen, daß der POLIZEIBRUTALITÄT und dem MORD an Schwarzen ein sofortiges Ende gesetzt wird. Wir glauben, daß wir die Brutalität der Polizei in unseren schwarzen Communities dadurch beenden können, daß wir schwarze Selbstverteidigungsgruppen organisieren, mit der Aufgabe, unsere schwarze Community gegen rassistische polizeiliche Unterdrückung und Brutalität zu verteidigen. Der zweite Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten gibt uns das Recht, Waffen zu tragen. Daher glauben wir, daß alle Schwarzen sich zu Selbstverteidigungszwecken bewaffnen sollten.

  8. Wir wollen Freiheit für alle Schwarzen, die in Bundes-, Staats-, Kreis- und Stadtgefängnissen sitzen. Wir glauben, daß alle Schwarzen aus den Gefängnissen entlassen werden sollten, da sie keine faire und unparteiische Gerichtsverhandlung erhalten haben.

  9. Wir wollen, daß alle Schwarzen, die vor Gericht kommen, von Geschworenen ihrer eigenen peer-Gruppe oder Leuten ihrer schwarzen Community beurteilt werden, wie es die Verfassung vorsieht. Wir glauben, daß sich die Gerichte an die Verfassung der Vereinigten Staaten halten sollten, so daß Schwarze ein faires Gerichtsverfahren erhalten. Der vierzehnte Zusatzartikel der US-Verfassung gibt jedem das Recht, von seiner peer-Gruppe gerichtlich beurteilt zu werden. Eine peer-Gruppe setzt sich aus Personen aus ähnlichem ökonomischen, sozialen, religiösen, geographischen, umgebungsmäßigen, historischen und rassischen Hintergrund zusammen. Um dies zu gewährleisten, ist das Gericht gezwungen, die Geschworenen aus der schwarzen Community zu wählen, aus der der/die schwarze Angeklagte kommt. Über uns haben ausschließlich weiße Geschworene zu Gericht gesessen (und tun es noch), die kein Verständnis für den durchschnittlich denkenden Mann/Menschen der schwarzen Community aufbringen.

  10. Wir wollen Land, Brot, Wohnungen, Bildung, Kleidung, Gerechtigkeit und Frieden. Und als unser hauptsächliches politisches Ziel die Abhaltung einer, von den Vereinten Nationen überwachten, Volksabstimmung in der schwarzen Kolonie, an der ausschließlich die schwarzen Kolonialangehörigen teilnehmen dürfen, mit dem Ziel, den Willen des schwarzen Volkes hinsichtlich seines weiteren nationalen Schicksals festzulegen. Wenn es im Laufe der menschlichen Geschichte für ein Volk notwendig wird, die politischen Bande, die es mit einem andern verbunden haben, zu lösen und unter den Mächten der Erde die eigene und gleiche Position einzunehmen, zu der die Naturgesetze und der Gott der Natur es berechtigt, dann verlangt ein angemessener Respekt vor der Meinung der Menschheit, daß es die Ursachen erklärt, die es zu dieser Ablösung zwingen.


Wir halten folgende Wahrheiten für selbstverständlich: daß alle Menschen gleich geschaffen sind; daß sie von ihrem Schöpfer mit bestimmten unveräußerlichen Rechten ausgestattet wurden; daß zu diesem Leben Freiheit und das Streben nach Glück gehören. Daß zur Sicherstellung dieser Rechte unter den Menschen Regierungen eingerichtet wurden, deren gerechte Macht sich aus der Zustimmung der Regierten herleitet; daß, wenn eine bestimmte Regierungsform diese Ziele untergräbt, es jederzeit das Recht des Volkes ist, sie zu ändern oder zu zerschlagen und eine neue Regierung einzurichten, deren Grundlage die Prinzipien sind und deren Macht in der Weise organisiert ist, die dem Volk am ehesten Sicherheit und Glück zu verschaffen versprechen. Die Klugheit verlangt allerdings, daß lang etablierte Regierungen nicht aus geringfügigen und vorübergehenden Gründen geändert werden sollten; und alle Erfahrung hat übereinstimmend gezeigt, daß die Menschheit eher dazu neigt zu leiden, solange die Übel noch erträglich sind, als sich mit der Zerschlagung der gewohnten Formen ihr Recht zu verschaffen. Wenn aber eine lange Kette von Mißbräuchen und Rechtsbrüchen, die unveränderlich dasselbe Ziel verfolgen, ein Muster absoluter Despotie hervorbringt, dann ist es ihr Recht, dann ist es ihre Pflicht, eine solche Regierung abzuwerfen und neue Schutzinstrumente für ihre künftige Sicherheit zu schaffen.

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