Thomas Sankara - Das letzte bekannte Interview

Jeune Afrique: Welche Bilanz ziehen Sie vier Jahre nach dem Beginn der Revolution?

Thomas Sankara: Ich mag diese Frage nicht wirklich, weil ich selbst Akteur bin. Bei uns sagt man: „Ein Tänzer kann nicht wissen, ob er gut tanzt.“ Aber wir denken in aller Bescheidenheit, dass wir einige Erfolge erzielt haben. Wir haben Schulen gebaut. Wir haben die Einschulungsrate verdoppelt: sie ist von 12 % auf über 23 % gestiegen. Wir haben eine Gesundheitsstation pro Dorf eingerichtet, und wir sind dabei, das Bewusstsein der Leute zu schärfen, damit sie diese Gesundheitsposten unterhalten. Mittlerweile ist das zur Gewohnheit geworden.

J.A.: Gestehen Sie auch Misserfolge ein? Evtl. sogar persönliche Fehler?

T.S.: Aber ja. Wir haben viele Misserfolge erlebt. Jeden Tag begehen wir Fehler, aber der Unterschied ist, dass wir vorher hundert Fehler begingen und keinerlei Erfolge verzeichneten. Jetzt begehen wir vielleicht 10.000 Fehler, aber wir erzielen zwei, drei kleine Erfolge. Unsere Fehler sind so zahlreich, dass ich sie gar nicht aufzählen kann. Zum Beispiel in der Einschätzung der Menschen oder der Situation. Wir selbst verzagen manchmal, wir sind ungeduldig oder intolerant. Ich nehme das alles auf meine Kappe, weil ich der Präsident bin. Diese Fehler, das bin ich. Das macht mich sehr oft traurig.

J.A.: Bemerken Sie Ihre Fehler immer rechtzeitig?

T.S.: Das ist noch ein Fehler, den wir machen. Manchmal schaffen wir es nicht, sie rechtzeitig zu erkennen. Es ist unwichtig, wer diese Fehler begeht, wichtig ist, dass wir sie als unser aller Fehler akzeptieren.

J.A.: Die Ernährungssicherheit ist Ihr oberstes Ziel. Wie können Sie diese erreichen, wenn es nicht genug regnet?

T.S.: Zunächst einmal durch den Bau von Staudämmen, großen und kleinen, und von vielen Regenauffangbecken. Wir können uns nicht ausschließlich auf die Niederschläge verlassen. Außerdem versuchen wir, unsere Böden zu regenerieren und aufzuforsten. Wir wollen dieses Jahr den „Grünen Gürtel“ im Norden des Landes ins Leben rufen, und wir werden mehrere tausend Menschen dorthin bringen, um Bäume zu pflanzen.

J.A.: Bäume pflanzen ist schnell gemacht. Aber wie wollen Sie diese Bäume schützen?

T.S.: Wir müssen Maßnahmen gegen streunendes Vieh ergreifen, gegen missbräuchliche Abholzung und gegen die Buschfeuer. Das ist es, was wir die „drei Kämpfe“ nennen. 

J.A.: Werden die, die diese Regeln missachten, tatsächlich bestraft?

T.S.: Es hat viele Strafen gegeben. Wir wurden für unsere Strenge sogar kritisiert. Ich behaupte nicht, dass jetzt alle diszipliniert sind. Aber vor ein paar Jahren hat man das Vieh in allen Straßen Ouagadougous herumstreunen sehen; mittlerweile sieht man dies nicht mehr. Weil wir unseren MitbürgerInnen erlaubt haben, alle ungehüteten, herumstreunenden Tiere einzufangen, zu töten und zu essen. Das ist der einzige Weg.

J.A.: Manche Leute sorgen sich wegen des Bieres. Sie wollen das Bierbrauen ab Januar 1988 verbieten, wenn das importierte Getreide nicht durch lokale Produkte ersetzt werden kann. Aber wie wollen Sie Hirse zum Bierbrauen verwenden, wenn es nicht mal genug für die Ernährung gibt? 

T.S.: Bier ist keine Priorität. Was ist wichtiger, Hirse zum Essen oder Hirse zum Trinken? Ich glaube, dass man zuerst die Leute ernähren muss. Dann kann man sehen, was aus denen wird, die trinken wollen. Nicht alle BurkinerInnen trinken Bier, aber alle BurkinerInnen essen jeden Tag. Es wird Bier geben, unter der Bedingung, dass die Menschen zunächst genug zu essen haben, und dass es aus burkinischer Hirse gemacht ist. Kann denn wirklich das Schicksal der Biertrinker die Priorität eines ernsthaften politischen Regimes sein?

J.A.: Sie haben von der Modernisierung der Landwirtschaft gesprochen. Sie müssen dazu Maschinen, Dünger etc. importieren. Wird sich Ihre Abhängigkeit von der Außenwelt nicht vergrößern?

T.S.: Das stimmt. Wir kämpfen gegen die Einfuhr chemischer Dünger und bauen die Verwendung organischer Dünger aus. Unsere Bauern lernen gerade neue Methoden. Modernisierung heißt nicht unbedingt den Einsatz von Traktoren, sondern auch von Pflügen, die von Tieren gezogen werden. Wir versuchen, diese Pflüge hier zu bauen, und wir suchen Partner, um alte Autokarosserien zu Pflügen umzubauen.

J.A.: Man wartet noch immer auf die angekündigte Agrarreform…

T.S.: Ich gestehe unsere administrative Schwerfälligkeit ein. Noch einer unserer Misserfolge, aber wir werden das korrigieren, wenn es auch noch einige Monate dauern kann.
 
J.A.: Reden wir über die Beamten. Haben Sie keine Angst vor diesen potenziellen Feinden? Die Maßnahmen der Regierung haben sie schwer getroffen, zumindest was die Kürzungen ihrer Gehälter betrifft…

T.S.: Das stimmt, sie sind unzufrieden, und ich kann das gut nachvollziehen. Ich bin selbst Beamter und verstehe ihre Situation. Sie hatten zuvor sehr hohe Gehälter. Heute werden sie gebeten, mit dem gesamten Volk zu teilen. Sie haben etwas verloren. Man muss aber eine Wahl treffen. Entweder versuchen wir, die Beamten zufrieden zu stellen – es sind etwa 25.000, sagen wir 0,3 % der Bevölkerung – oder wir versuchen, uns um alle anderen zu kümmern, die sich nicht mal Nivaquine oder Aspirin leisten können und einfach sterben, wenn sie krank werden. Die Beamten wissen gar nicht, was Ernährungssicherheit bedeutet. Sie wissen nicht, was Trockenheit ist. Aber wie viele BurkinerInnen sind schon wegen der Trockenheit gestorben? Wenn man diese Dinge in Betracht zieht, muss man dafür eine Lösung finden. Das wird für die Beamten eben etwas schwierig. Deshalb betone ich in all meinen Reden, dass wir sie verstehen müssen, und ihnen nach und nach dies begreiflich machen: „Ihr habt zu essen, weil Ihr Beamte seid. Aber wenn es dem Volk schlecht geht, wenn es weiterhin in seinem Elend alleine gelassen wird, dann wird dieses Volk Euch eines Tages daran hindern, ungestört zu essen. Es wird zuerst an Eure Tür kommen, und dann wird es sie aufbrechen, in Euer Haus eindringen, alles zerschlagen und Euch zwingen, Euer Essen zu teilen.“

J.A.: Man sagt, es gebe Unstimmigkeiten im Nationalrat der Revolution.

T.S.: Diese Gerüchte gibt es immer, und das macht uns großen Kummer. Wir müssen uns bemühen, das zu korrigieren. Es ist aber auch normal. Die Leute sind es nicht gewöhnt, dass die Personen an der Spitze des Staates sich verstehen. In unserem Land, bei unseren Nachbarn, ist es schon zur Normalität geworden, dass die Leute in der Führung bestimmte Ideen entwickeln; das Volk fragt sich, warum es bei uns anders sein sollte. Es ist das gleiche mit der Ehrlichkeit. Die Leute haben sich daran gewöhnt, dass die Politiker das Geld des Volkes veruntreuen. Sie verstehen nicht, warum das jetzt nicht passiert. Wenn Sie das nicht erklären, dann nähren die Gerüchte sich selbst und liefern am Ende ihre eigenen Erklärungen.

J.A.: Was bedeutet es für Sie, Staatschef zu sein?

T.S.: Viel Verantwortung. Man ist für das Glück all seiner Landsleute zuständig, muss dafür sorgen, dass jeden Tag kein einziger von ihnen traurig ist, und es ist schwierig, dieses Glück zu erreichen und für alles verantwortlich zu sein. Die Menschen sind nicht mit allem einverstanden, was man selbst für richtig und gut hält. Wenn alle einverstanden sind, gehen wir in Richtung Glück. Aber es sind eben nicht alle zufrieden. Während Sie zu den Leuten sagen: „wir wollen in diese Richtung gehen“, werden einige in die andere Richtung laufen.

J.A.: Wissen Sie, was das Volk über Sie denkt?

T.S.: Nicht alles. Es ist schwierig, das zu wissen. Aber ich glaube, dass wenn man sein Volk liebt, wenn man Interesse an seinem Volk hat, man zumindest in Grundzügen wissen sollte, was es denkt.

J.A.: „Mit der Masse der Bevölkerung leben“; was bedeutet das von Seiten des Mannes, der im Präsidentenpalast lebt?

T.S.: Der Mann im Palast lebt dort, weil er aus Gründen des Protokolls und der Sicherheit auf diesen Rahmen angewiesen ist. Aber man muss sich anstrengen, um nicht den Bezug zum Volk zu verlieren.. Deswegen fahre ich oft in die Provinzen, um Leute zu treffen und mit ihnen zu diskutieren. Ich muss zugänglich bleiben, um bestimmte Dinge zu wissen und zu verstehen. Als Führungsperson muss man sich im zehnten Stock aufhalten, weil man dort sehr weit sehen kann, aber von Zeit zu Zeit muss man auch ins Erdgeschoss gehen und miterleben, was auf der Straße los ist.

J.A.: Was hat sich in Ihrem Leben geändert, seit Sie Präsident sind?

T.S.: Ich habe eine Wirklichkeit entdeckt, die ich noch nicht kannte. Ich habe gelernt, viel toleranter zu sein und zu verstehen, dass die Menschen nicht alle gleich sind. Eine Idee kann richtig sein, aber deshalb muss sie noch lange nicht von allen akzeptiert werden. Um diese Idee zu akzeptieren, braucht jeder eine eigene Erklärung, die manchmal sehr unterschiedlich sein kann. Es gibt bei uns ein Sprichwort, das besagt: „Um eine Herde zu führen, braucht der Hirte einen einzigen Stab.“ Um aber ein Volk zu führen, braucht man für jeden einzelnen passende Spielregeln. Manche wollen kleine Regeln, andere wollen große, flexible, sichere, knifflige oder nicht knifflige... Man muss also mit jedem in seiner Sprache sprechen. Ich müsste ein einziges Ziel haben: 8 Millionen Reden, um den Diskurs an alle anzupassen! Das ist nicht leicht. 

J.A.: Wie sehen Sie ihre eigene politische Zukunft?

T.S.: Meine Zukunft ist eng mit den Volksmassen verbunden. Ich werde glücklich sein, wenn die Leute es sind. Wenn ich das unglücklicherweise nicht erreiche, sehe ich eine sehr finstere Zukunft.

J.A.: Haben Sie Angst vor einem Staatsstreich?

T.S.: Ich denke nicht daran. Das kann passieren. Ich ziehe es vor, nicht daran zu denken. Ich sage mir, Staatstreich oder kein Staatsstreich, die Lösung liegt in der Fähigkeit des Volkes, uns zu beschützen. Eines Tages wird vielleicht jemand aus einer Menschenmasse heraustreten und auf den Präsidenten schießen, und dann ist er tot. Das kann jederzeit passieren. Das Wichtigste ist doch, dass das Volk auch jederzeit jeden von uns braucht. Wir machen eine nützliche Arbeit. Wir schießen nicht ständig Tore, aber jeder in der Mannschaft ist wichtig.

J.A.: Reden wir über Außenpolitik. Denken Sie, dass die OAU (Organisation der Afrikanischen Einheit) weiterhin das am besten angepasste Instrument zur Lösung der Probleme des Kontinents ist?

T.S.: Ich glaube an die afrikanische Einheit und ich glaube, dass sie sich realisieren wird. Vielleicht in tausend Jahren, ich weiß nicht wann, aber sie wird als Ausdruck dessen gedeihen, was die Völker wünschen. Den afrikanischen Völkern sind die Grenzen zunehmend egal. Das heißt, dass die Staatschefs sich mit ihren Völkern identifizieren und ihre Interessen respektieren müssen, wenn sie nicht von ihnen weggefegt werden wollen. Das wird uns zur Einheit führen. Die Einheit einiger Führungspersönlichkeiten an der Spitze wird nicht ausreichen.
 
J.A.: Edem Kodjo sagte einmal: „Afrika ist bei den großen weltweiten Debatten abwesend.“ Wem geben Sie die Schuld daran?

T.S.: Schuld haben die, die Afrika ausbeuten. Schuld haben aber auch die AfrikanerInnen, die sich nicht vereinen, um ihren Platz einzunehmen. Der Sklave verdient seine Ketten. Der Sklave, der nicht kämpft, der seiner Pflicht nicht nachkommt, kann sich von seinen Ketten nicht befreien. Er bleibt ein Sklave, ganz egal wie viele moralische Reden sein Herr auch schwingen mag. Die AfrikanerInnen müssen sich gegen all jene organisieren, die sie aus den Debatten dieser Welt ausschließen. Sie müssen sich durchsetzen, und es ist ihnen auch möglich, sich durchzusetzen.

J.A.: Warum haben Sie ein Forum gegen die Apartheid in Ouagadougou organisiert?

T.S.: Wir sind alle gegen die Apartheid und wir denken, dass sie ein Thema ist, das alle Menschen angeht, Schwarze wie Nicht-Schwarze. Wenn es stimmt, dass die Schwarzen sich von der Unterdrückung der weißen Rassisten in Südafrika befreien wollen, dann glaube ich nicht, dass es den anderen Weißen in Afrika und außerhalb gleichgültig sein kann, zu wissen, dass die Schwarzen sie eines Tages mit den weißen Rassisten in Südafrika verwechseln könnten. Ich glaube demnach, dass es im Interesse aller ist, dass Rassismus und Apartheid in der Welt ausgerottet werden. Die Debatten auf Regierungsebene reichen jedoch nicht aus, weil sie hier immer auch Staatsinteressen mitmischen. Kein Volk kann aber gegen die Apartheid kämpfen, wenn es kein Bewusstsein gegen die Apartheid entwickelt hat. 

J.A.: Wie denken Sie über die – sogar atomare – Aufrüstung, der Länder der Dritten Welt? 

T.S.: Ich möchte nicht, dass wir über die Aufrüstung sprechen, als gäbe es einerseits eine akzeptable und andererseits eine inakzeptable Aufrüstung. Wichtig ist, was man mit diesen Waffen erreichen will. Den Völkern Gesetze aufzwingen? Ist das beste Gesetz jeder Gesellschaft nicht jenes, das das Volk selbst wählt? Wenn man die Freiheit und die Demokratie sich ausdrücken ließe, dann wäre dies mächtiger als jede Atombombe, als alle Gefängnisse, als jede Polizei der Welt. Aber je weniger man der Stimme des Volkes zuhört, je weniger man das Recht des Volkes erlaubt, sich auszudrücken, respektiert, desto mehr muss man Gewalt anwenden, ob sie nun atomar oder herkömmlich sei.

J.A.: Ist es zu rechtfertigen, dass die Armen so viel Geld für die Aufrüstung bezahlen?

T.S.: Bewaffnung ist kein Luxus, kein Recht der Reichen. Sie ist eine Dummheit der Armen wie der Reichen. Ein deutsches Sprichwort sagt: „Der Klügere gibt nach.“ Es ist der Klügste, der sich gleichzeitig als der Mächtigste erweisen kann. Die größte aller Mächte ist jene, die dem Volk am meisten Würde verleihen kann, am meisten Freiheit, am meisten Demokratie.

Dank an Inga Nagel und Antoine Souef dafür, dass sie die Publikation dieses Interviews ermöglicht haben.

Inga Nagel hat das gesamte Interview als Audiodateien wiedergefunden. Ein sehr langes und besonders wichtiges Interview, da es kaum 10 Tage vor seiner Ermordung geführt wurde. Sie finden das gesamte Interview zum Nachhören auf Französisch unter http://www.thomassankara.net/spip.php?article921 

Die Redaktion von thomassankara.net

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Am 4. Oktober 1987, gab Thomas Sankara sein letztes bekanntes Interview, das am 11. November 1987 im Magazin Jeune Afrique publiziert wurde. Inga Nagel, die das Interview führte, war damals freie Journalistin für mehrere deutsche Zeitungen und arbeitete schwerpunktmäßig zur Situation der Frauen und zu Entwicklungsprojekten. In Kamerun lebend, reiste sie nach Burkina, um dieses Interview zu realisieren. Besonders motivierte sie der Gedanke, Sankara zu treffen. Sie reiste am 2. Oktober in Begleitung von Paulin Bamouni, dem damaligen Verantwortlichen für die präsidentielle Presse, nach Tenkodogo, um an der Gedenkfeier zum DOP (Diskurs zur politischen Orientierung) teilzunehmen. Zu diesem Anlass hielt Thomas Sankara die bedeutende Rede: „Wir  brauchen ein überzeugtes, kein mundtotes Volk“, (2. Oktober 1987).

Anlässlich des 25. Jahrestages der Ermordung Sankaras am 15. Oktober 2012 hat AfricAvenir das Interview transkribiert und auszugsweise übersetzt. An dieser Stelle publizieren wir einen ersten Ausschnitt dieses Interviews, das Jeune Afrique "Nachricht aus dem Jenseits" betitelt hat. Weitere Ausschnitte sollen folgen. Das Foto wird hier erstmals veröffentlicht. Es entstand am 2.10.1987 während Sankaras Rede in Tenkodogo. © Inga Nagel. 

In seinem letzten Interview zieht Sankara seine eigene kritische Bilanz und beantwortet alle Fragen, selbst die zu seiner möglichen Ermordung. Genau elf Tage vor seiner Tötung gab Thomas Sankara sein letztes Interview einer deutschen Journalistin, Inga Nagel. Mit einer vagen Vorahnung sagte er zu ihr: „Eines Tages wird vielleicht jemand aus einer Menschenmasse heraustreten und auf den Präsidenten schießen. Und dann ist er tot. Das kann passieren.“ Doch stur in seinem Vertrauen in die Menschen - vielleicht sogar im Missverständnis der menschlichen Natur – leugnete er die Meinungsverschiedenheiten zwischen seinen Kameraden und sich. Immer enthusiastisch hielt er daran fest, sich mit dem Volk identifizieren zu wollen. Gleichzeitig zog er realistisch seine eigene Bilanz, wobei er den Akzent auf zwei oder drei kleine Erfolge setze und… 10.000 Fehler.  

Sennen Andriamirado (Jeune Afrique)

Inga Nagel erzählt: “Es war mein allererster Kontakt mit Thomas Sankara, und ich tat an diesem Abend in Tenkodogo alles, um seine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen, damit er mir einen Termin für ein Interview zugesteht, auf das ich so wartete. Am Sonntagmorgen dann, den 4. Oktober 1987, ließ er mich gegen 10:00 rufen. Bamouni empfing mich unten im Präsidentenpalast, und wir gingen hoch. Er öffnete mir die Tür und ließ mich eintreten. Dann war ich mit Sankara gut anderthalb Stunden alleine. Keine Taschenkontrolle, niemand wollte wissen, welche Fragen ich stellen würde…“

Quelle: africavenir

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